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Handy Schadet sie ihrer Gesundheit oder nicht? Bisher fehlt eine eindeutige Antwort.
Studienchaos

Ob Elektrosmog den menschlichen Körper schädigt oder nicht, ist bisher weder bewiesen, noch ausgeschlossen – und das obwohl seit mehr als 30 Jahren auf diesem Gebiet geforscht wird.

Es ist entscheidend, die Ursache (Elektrosmog) mit der Wirkung (Krankheit) in Zusammenhang zu bringen. Das ist gerade deshalb problematisch, weil der Begriff Elektrosmog ein großes Spektrum physikalischer Phänomene umfasst:
  • Es können sowohl zu gleichen Teilen elektromagnetische Felder, als auch überwiegend magnetische oder nur elektrische Felder vorliegen.
  • Es kann sich um Gleichfelder oder um Wechselfelder handeln, die Felder können gepulst oder konstant sein.
  • Intensität, Frequenz und Wellenlänge variieren
Gleichzeitig ist zu beachten, dass man sowohl für kurze Zeit hohen Dosen, als auch über lange Zeiträume schwachen Belastungen ausgesetzt sein kann.

Wenn Wissenschaftler die gesundheitlichen Auswirkungen von Elektromagnetischen Wellen untersuchen, können sie selten alle Faktoren berücksichtigen und konzentrieren sich zumeist auf ein oder zwei. Sie müssen dabei nachweisen, dass nur die elektromagnetischen Wellen die Ursache für Erkrankungen oder Unwohlsein sind und alle anderen äußeren Einflüsse ausgeschlossen werden können.

Die Ergebnisse sind selten eindeutig. Bei der Betrachtung der Studien wollen wir auf die Probleme und die Qualität der Studien eingehen. Zudem liefern wir Beispiele für Mobilfunkstudien.

Probleme bei Studien zum Elektrosmog


Fachliche Mängel, methodische Schwächen oder Ergebnisse, die nicht reproduziert werden können – Viele der Studien zu den gesundheitlichen Risiken von elektromagnetischer Strahlung sind angreifbar. Am Beispiel von Studien zu den Gefahren des Mobilfunks macht das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) dies mit einer detaillierten Bewertungstabelle deutlich. Zehn Studien sind dort aufgeführt, die allesamt starkes öffentliches Interesse ausgelöst haben. Nur wenigen von ihnen bescheinigt das BfS eine gute Qualität, häufig steckt an zumindest einer Stelle der sprichwörtliche Wurm in der Studie: So wurden in einem Fall die Auswirkungen eines Mobilfunkmastes untersucht, der gar nicht existierte. Eine andere Studie berücksichtigte nicht, ob die untersuchten Personen nicht ohnehin ein erhöhtes Krebsrisiko hatten.

Die Beispiele zeigen: Eine Studie zu den Risiken von elektromagnetischer Strahlung richtig anzulegen, ist offenbar alles andere als einfach. Viele Entscheidungen müssen dabei getroffen werden:
Doch selbst, wenn eine Studie perfekt aufgebaut ist und ein gesichertes Ergebnis liefert, bleibt eine weitere Einschränkung: Studien zu den gesundheitlichen Folgen von elektromagnetischer Strahlung können allenfalls signifikante Risiken finden. Zum Beispiel können sie zeigen, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand, der über einen bestimmten Zeitraum mit einer festgelegten Dauer mit seinem Handy telefoniert, aufgrund dessen an Krebs erkrankt. Ausgedrückt ist dieses Risiko in einer Prozentzahl, die aber keine Aussage darüber macht, ob jemand tatsächlich erkrankt.
Qualitätskriterien von Studien


1.Ist die Studie randomisiert?
Will man untersuchen, welche Faktoren zu einer bestimmten Erkrankung führen, werden in der Regel mindestens zwei Gruppen beobachtet. Die eine wird den zu untersuchenden Faktoren ausgesetzt, die andere nicht – und dient damit als Kontrollgruppe. Bei einer radomisierten Studie wird zufällig ausgewählt, wer in welche Gruppe kommt, bevor nur ein einziger Krankheitsfall aufgetreten ist. Entscheidend ist, dass die Gruppen groß genug sind, so dass eventuelle Störfaktoren gleichmäßig verteilt sind. Randomisierte Studien gelten als vergleichsweise aussagekräftig.

Andere Studientypen sind zum Teil wesentlich ungenauer und angreifbarer in ihrer Aussagekraft:
Kohortenstudie: Man sucht zwei Gruppen von Patienten (Kohorten), von denen eine den interessierenden Faktoren ausgesetzt war und die andere nicht. Dann wird über einen bestimmten Zeitraum beobachtet, ob und in welcher Gruppe Krankheiten auftreten.
Fall-Kontroll-Studie: Zuerst ist die erkrankte Gruppe da. Dann wird rückblickend geschaut, ob diese Fallgruppe im Vergleich zu einer nicht erkrankten Kontrollgruppe bestimmten Umwelteinflüsse ausgesetzt war.

2.Ist die Studie verblindet – und wenn ja, wie oft?
Einfach verblindet: Erkläre ich mich bereit, an einer radomisierten Studie teilzunehmen, weiß ich nicht, in welcher Gruppe ich zugeordnet bin. Ansonsten kann ein möglicher Placebo-Effekt nicht mehr nachweisen werden.

Zweifach verblindet: In diesem Fall weiß weder ich noch der untersuchende Arzt oder Untersuchender, welcher Gruppe ich zugeordnet bin. Das soll verhindern, dass der Untersuchende innerhalb der Befragung bereits unterschiedlich mit den Probanden umgeht oder schon während des Studienverlaufs seine Ergebnisse interpretiert.

Dreifach verblindet: Hier weiß selbst derjenige, der die Ergebnisse auswertet, nicht, welche Ergebnisse zu welcher Gruppe gehören. Er sieht nur Nummern – erst wenn er seine Arbeit beendet hat, wird aufgeschlüsselt, welche Nummern zu wem und damit zu welcher Gruppe gehören.

3.Wie hoch ist die Fall-up-Rate?
Gerade bei der Auswirkung von Elektrosmog werden immer wieder Langzeitstudien gefordert. Das heißt, die Studienteilnehmer werden über mehrere Jahre hinweg beobachtet, befragt und/oder untersucht. Soll die Studie zum Beispiel über 10 Jahre laufen, ist es mehr als unwahrscheinlich, dass am Ende noch alle Teilnehmer vom Anfang noch dabei sind: Manche sind verstorben, wurden im Verlauf ausgeschlossen oder hatten einfach keine Lust mehr. Liegt die Fall-up-Rate bei 10% oder darunter, gilt ist das Ergebnis als sehr verlässlich.

4.Welche äußeren Einflüsse gab es darüber hinaus?
Soll beispielsweise untersucht werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit Mobilfunkstrahlung zu Gehirntumoren führt, müssen alle anderen Faktoren, die zu dieser Erkrankung führen können, ausgeschlossen werden: Gab es schon vorher in der Familie Gehirntumore? Führen Hochspannungsleitungen über das Wohnhaus oder kann sonstiger Elektrosmog als Ursache in Frage kommen?

5.Ist die Studie vollständig ausgewertet?
Wer eine Studie durchführt, sollte vorher eine Fragestellung formuliert haben. Egal ob Zwischenergebnisse schon in eine andere Richtung weisen oder ob es irgendwelche Hindernisse gab, alle erhobenen Daten sollten in die Auswertung fließen oder es muss kenntlich gemacht werden, warum welche rausgefallen sind.

6.Von wem ist die Studie finanziert?
Da man Studien so irreführend anlegen kann, dass ein bestimmtes Ergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit herauskommt, bzw. Studien mit ungewünschten Ergebnissen erst gar nicht veröffentlichen kann, ist immer auch darauf zu schauen, wer eine Studie finanziert hat.

Weitere Begriffe zur Einordnung
Signifikanz: Statistischer Wert, der beschreibt, in wie weit ein gefundenes Ergebnis nicht zufallsbedingt, sondern wirklich in der untersuchten Ursache begründet ist.
Validität: Wert, der angibt, ob eine Studie wirklich das misst, was sie messen soll, und ob die Ergebnisse auch auf Personengruppen außerhalb der Stichprobe übertragbar sind.

Studien zum Mobilfunk


Die elektromagnetischen Wellen, die für den Mobilfunk genutzt werden, sind häufig Gegenstand von Studien zur den gesundheitlichen Auswirkungen von Strahlung. Besondere Relevanz hat dieser Bereich durch sein rasantes Wachstum: Erst 1992 wurden das erste digitale Mobilfunknetz freigeschaltet, bereits 2006 gab es in Deutschland 84,3 Millionen Mobilfunkverträge. Damit hatten statistisch gesehen mehr als 100% der Bevölkerung ein Handy.

Jedes Jahr werden mehr als hundert neue Studien veröffentlicht, die sich allein mit den gesundheitlichen Gefahren durch Mobilfunkstrahlung beschäftigen. Einen Überblick über viele dieser Studien hat das Deutsche Mobilfunk-Forschungsprogramm zwischen 2002 und 2008 erarbeitet. Das Ergebnis: Die Grenzwerte in Deutschland sind ausreichend, allerdings sind noch an vielen Stellen weitere Studien nötig – etwa bezüglich der Langzeitwirkung von Mobilfunkstrahlung.

Zwei einzelne Studien aus diesem Bereich sollen hier exemplarisch beleuchtet werden – eine Untersuchung aus Dänemark zur Krebsgefahr durch Handystrahlung und eine Studie aus der Schweiz, die den Einfluss des Geldgebers auf das Ergebnis von Studien untersucht hat.
  • Mobiltelefone und das Krebsrisiko: Dänemarkweite Studie

    Um einen Zusammenhang zwischen dem Handygebrauch und einer Krebserkrankung zu untersuchen, nahmen sich Wissenschaftler des Institute of Cancer Epidemiology in Kopenhagen einerseits Informationen über Handyverträge und zum anderen das dänische Krebsregister vor. Sie verglichen, wer wie lange einen Handyvertrag hatte und ob diese Person an Krebs erkrankte. Ausgeschlossen wurde, wer bereits vor seinem ersten Handyvertrag an Krebs litt, aufgrund von Namensänderung oder Adressänderung nicht mehr zugeordnet werden konnte oder noch keine 21 Jahre war. Insgesamt wurden die Daten von 420.095 Personen ausgewertet.

    Im Ergebnis konnte für keine Krebsart weder für Langzeitnutzer, noch für Kurzzeitnutzer ein erhöhtes Risiko gefunden werden.
    Stärken und Schwächen der Studie:
    Positiv ist die große Anzahl an untersuchten Personen und die im Vergleich zu anderen Studien lange Handynutzung. Negativ ist, dass alle Handynutzer ausgeschlossen wurden, die ihren Vertrag über jemand anders (z.B. Firma, Ehepartner) laufen haben, somit vielleicht das Handy häufig nutzen, aber nicht in die Gruppe der Nutzer Fallen.

    Externer Link zur Original-Studie:
    http://jnci.oxfordjournals.org/cgi/content/full/98/23/1707

  • Finanzierung und Studienergebnis: Schweizer Studie

    Haben die Interessen derjenigen, die eine Studie erstellen oder diese bezhalen, einen Einfluss darauf, welches Ergebnis bei der Studie herauskommt? Um das zu klären, untersuchten Wissenschaftler des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern, Schweiz, 2006, ob und in wie weit die Industrie die Ergebnisse von Studien über Gesundheitsrisiken der Handynutzung beeinflussten. Dazu erstellten Sie eine systematische Übersichtsarbeit, d.h. sie gewichteten bereits vorhandenen Studien nach deren Aussagekraft und bewerteten sie hinsichtlich ihres Ergebnisses.

    Insgesamt schauten sie sich 59 Studien an, die zwischen 1995 und 2005 veröffentlicht wurden: 20% davon waren ausschließlich von der Telekommunikations-Industrie finanziert, 19% aus öffentlichen Mitteln oder Privatorganisationen, 24% hatten mehrere unterschiedliche Geldgeber und bei 37% der Studien war niemand angegeben.

    Auffallend war, dass die Qualität der Studien stark variierte: Studien mit unterschiedlichen Geldgebern hatten die höchste Qualität, Studien, deren Geldgeber nicht angegeben wurden, wurden am schlechtesten bewertet.

    37 (63%) der Studien wurden mit einem neutralen Titel veröffentlich, 11 (19%) berichteten im Titel von einer Auswirkung und 11 (19%) sagten im Titel aus, dass es keinen Zusammenhang gebe. Dabei hatten Studien, die ausschließlich von der Telekommunikations-Industrie finanziert wurden, die meisten gesundheitlichen Faktoren untersucht, sahen in diesen aber nur selten einen negativen Zusammenhang zur Handynutzung.
    Externer Link zur Original-Studie:
    http://www.ehponline.org/members/2006/9149/9149.html